Offener Brief an Karl Zeller Bozen,
30.10.08
Sehr
geehrter Herr Karl Zeller!
Sie
sind als Parlamentarier und Bezirkschef gewiss ein wichtigeres
SVP-Mitglied als ich, aber Sie haben schlicht nicht das Recht
scheinheilig im Fernsehen und Radio öffentlich den Kopf des
Parteiobmannes zu fordern. Warum tun Sie das nicht „intern“, wie
Sie es sonst in allen Belangen in der SVP verlangen? Ich habe sehr
viel von Ihnen gehalten, aber nun bin ich enttäuscht. Ich kann mir
Ihre Haltung eigentlich nur damit erklären, dass Sie von den
falschen Leuten umgeben sind. Zudem Sie wurden nie vom Südtiroler
Volk gewählt, denn wir, die Basis, hatte nie eine echte Wahl. Sie
wurden uns nur vorgesetzt und wir haben gefressen.
Und nun zum Thema. Sie glauben ein Elmar Pichler Rolle sei Schuld an
der Wahlniederlage der SVP? Dann darf ich Ihnen schlicht sagen, dass
Sie meilenweit daneben liegen und die Sache nur noch verschlechtern.
Die SVP hat noch Glück gehabt, denn mit zornigen Menschen scherzt
man nicht. Wir sind zornig, einige von uns so zornig, dass sie es
nicht mehr schafften dieses gewohnte Kreuzl an der richtigen Stelle
zu machen. Wir sind zornig weil Ihr da oben in Saus und Braus lebt,
während wir kein Geld mehr in der Tasche haben. Wir sind zornig
weil wir Tag und Nacht schuften und trotzdem - nach Steuern - wenig
übrig bleibt. Wir sind zornig weil Schwerverbrecher und Finanzbetrüger
die Gefängnisse verlassen, damit man uns Normalbürger wegen
Bagatelldelikten dorthin schaffen kann. Wir sind zornig weil es
nicht mehr gerecht zugeht. Betonung auf „gerecht“, auf sozial
gerecht. Wir sind
zornig weil wir das was ganz oben passiert nicht mehr nachvollziehen
können. Dazu zählen die Protzbauten, der Flughafen, die
Freundlerlwirtschaft und all das womit die Freiheitlichen und auch
Eva Klotz die Wahlen gewonnen haben. Das sind nicht nur Schreier,
Herr Zeller, größtenteils sind es Tatsachen, die da angekreidet
wurden. Da nützt es auch nichts wenn Sie dem Parteiobmann zum x-ten
mal die verlorenen 2 Millionen um die Ohren reiben. Sie wissen wie
es gelaufen ist, Sie wissen auch, dass diese 2 Millionen keine
Wahlkostenrückerstattung für die SVP sind, da diese nie ausgegeben
wurden. Und warum haben Sie nicht selbst darauf geachtet, oder
wieder einmal in Rom „interveniert“, wie Sie es sonst immer zu
tun pflegen. Ich bin diesbezüglich gespannt auf die nächsten
Monate, wenn öffentlich wird wie viele Millionen unsere Landesräte
letzthin verzockt haben. Das wäre dann allerdings Steuergeld und
nicht Parteigeld, das nur den Sinn gehabt hätte einen noch
wahnwitzigeren Wahlkampf zu führen.
Und ich sage Ihnen, dass die SVP jetzt mehr denn je einen „Mediator“
- wie Sie ihn bezeichnen - braucht. Glauben Sie in vollem Ernst,
dass Sie mit ihren Aussagen der Partei einen Gefallen getan haben?
Ich sage Ihnen Nein, denn Sie dürfen sich nicht erwarten, dass
jener sozialdemokratische Teil in der SVP noch ein einziges mal
diese zur Arroganz, - und Machtpartei verkommene Volkspartei wählen
wird. Speziell dann nicht wenn auch noch der letzte personelle
Hoffnungsschimmer hinausgeekelt wird. Wir werden als Partei auch bei
den nächsten Wahlen wieder einige Prozentpunkte verlieren. Das
liegt in der derzeitigen Natur der Wahl-Dinge. Aber eins ist klar,
ohne einen Pichler Rolle wird diese Partei nicht nur verlieren
sondern fast im Erdboden verschwinden. Es wird dann etwas Neues
kommen. Dieses Neue wird den Durchschnittsbürger, der mit Wehmut
heuer Freiheitlich gewählt hat, auffangen und der Volkspartei die
restlichen Stimmen wegnehmen. Herr Zeller, Sie müssten wissen, was
das aus politischer Sicht für Südtirol zu bedeuten würde.
Das Wahlergebnis müsste Ihnen zu Denken geben. Versuchen Sie aus
einer anderen Perspektive zu analysieren. Glauben Sie im Ernst dass
all die Wähler die 2003 Kaslatter-Mur, Pardeller, Unterberger, usw.
gewählt haben, dieses mal Durnwalder, Widmann oder eine Bäuerin
oder Bauer gewählt haben? Diese Wählerinnen und Wähler haben in
der Wahlkabine die Augen zugehalten und vorher geschaut wo sich das
Logo der Freiheitlichen befindet. All jene die es nicht über das
Herz brachten, haben Schuler, Pichler-Rolle, Theiner ja auch einen
unscheinbaren Mussner gewählt. Sehr geehrter Herr Zeller, diese
Menschen haben der SVP den „Hintern“ gerettet.
Der Parteiobmann hat diese Niederlage nicht zu verantworten. Suchen
Sie bitte an anderer Stelle und verschonen Sie uns mit weiteren
Fehleinschätzungen der Lage.
Klemens
Riegler
Unternehmer
und immer noch SVP-Mitgliedskartl-Bezahler
|